0%
 
So, 06.10.2024 | 09:05-10:00 | Ö1

Gedanken

"24 Stunden" heißt Harald Friedls neuer Dokumentarfilm, der ab Oktober in den heimischen Kinos zu sehen ist. Der Film begleitet den Alltag der 50-jährigen rumänischen Pflegekraft Sadina Lungu und der 85-jährigen Elisabeth Pöschl in Niederösterreich. Dafür nahm der Filmemacher mit seinem Aufnahmeteam über viele Wochen am Alltag der beiden Frauen teil, die einander bereits seit vielen Jahren kennen. 24 Stunden lang mit nur 2 Stunden Freizeit pro Tag an sieben Tage die Woche ist Sadina für ihre Klientin zuständig. Sie übernimmt die Körperpflege, Hausarbeiten, den Einkauf und viele Gespräche; und manchmal ist sie einfach nur da _ in ständiger Bereitschaft, wenn sie gebraucht wird. Für die eigene Familie und die Freunde in Rumänien bleiben in den teilweise bis zu sechs Monaten, in denen Sadina in Österreich ist, nur Videotelefonate. Sadina steht in diesem Film für geschätzte 62.000 osteuropäische PflegerInnen, die in Österreich arbeiten. Sie verdienen rund 80 Euro pro Tag. Harald Friedl kritisiert mit dem Film ein System, das ohne die ausbeuterischen Bedingungen zusammenbrechen würde: "Kaum jemand fragt sich, wie diese Frauen leben, wie sie in den Häusern der Betreuten untergebracht sind und was sie zu essen bekommen. Misstrauen und Arroganz seitens der Angehörigen gegenüber PflegerInnen sind verbreitet. Es gibt Fälle von sexueller Ausbeutung, von denen Frauen der IG24 immer wieder berichten. Fairness, Respekt, Anerkennung, Würde sollten in diesen gesamten psycho-sozialen Komplex einziehen."Harald Friedl macht die österreichische Politik mitverantwortlich für die schlechten Bedingungen _ für die zu pflegenden Personen wie für das Pflegepersonal, das in einer Scheinselbständigkeit vermittelt von österreichischen Agenturen arbeitet. Der Filmemacher, Schriftsteller und Musiker kam mit dem Thema bereits vor Jahrzehnten erstmals im Rahmen seines Zivildienstes bei der Lebenshilfe im Heim Wals in Berührung. Und es ist ein Thema, so Harald Friedl, das uns alle betrifft. Über unsere Verwandten, die Pflege benötigen und in Hinblick auf uns selbst, die wir sie eines Tages benötigen werden. Daher kann es um diesen Stoff gar nicht genug Auseinandersetzung geben.Harald Friedl macht sich Gedanken über Fürsorge, Würde, gegenseitige Wertschätzung und über die Aufgabe von Filmkunst in unserem Land.

10.61.5.115