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Mi, 09.10.2024 | 09:45-10:00 | Ö1

Radiokolleg

Straßenmusik ist ein Experimentierfeld und eine Erlebnisbühne gleichermaßen. Das Publikum sind die Passanten, die Orte sind Fußgängerzonen, Marktplätze und U-Bahnstationen. Musikstudierende finanzieren durch diese Probeauftrittsmöglichkeiten ihr Studium, reisende Musiker ihre Reisekosten, Jugendliche erproben ihre neu erworbenen Kenntnisse an einem Instrument in der Öffentlichkeit, Berufsmusiker:innen erleben Auftritte in nicht akademischer Atmosphäre. Ebenso kann Straßenmusik ein Karrieresprungbrett sein. Einige große Musiker:innen haben ihre Karriere auf der Straße begonnen und den Weg in die Konzerthallen gefunden. Bob Dylan startete als Straßenmusiker in New York City, der britische Rockstar Rod Steward spielte in den sechziger Jahren als Teenager auf den Straßen in Paris, die Kelly Family ist als verarmte Truppe durch die Städte gezogen und hat den Hut herumgehen lassen. Die deutschen Rocker AnnenMayKantereit haben sich durch zig Straßengigs gespielt, bevor der Hype kam, Ed Sheeran hat schüchtern in den Londoner Fußgängerzonen begonnen, bevor er zum Superstar wurde. Straßenmusiker:innen müssen sich an örtliche und politische Gegebenheiten anpassen. Viele Städte regeln Straßenmusik durch Verordnungen, sie verlangen einen behördlichen Bescheid, eine (kostenpflichtige) Platzkarte. Vor allem dürfen Musiker:innen meist nur eine bestimmte Zeit lang an einem Platz verweilen _ danach müssen sie an einen Standort außerhalb der vorherigen Hörweite wechseln. Wie liberal eine Stadt ist, zeigt sich mitunter über ihre Straßenmusik-Szene.

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