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Mi, 09.10.2024 | 16:05-17:00 | Ö1

Im Fokus - Religion und Ethik

Der sozialistische Arbeiter- und Bauernstaat hatte sich im Herbst 1989 zur 40-Jahrfeier der Gründung der DDR bereits fein herausgeputzt. Mit Parade-Märschen der Volksarmee und Propaganda-Reden der SED-Parteifunktionäre sollte Einigkeit im Kampf für den Sieg des Sozialismus demonstriert werden. Doch in diesem Jahr 1989 sollte alles anders kommen. Das Bekanntwerden der Wahlfälschungen im Frühjahr 1989 brachte das lange still brodelnde Fass zum Überlaufen. Eine kleine Schar engagierter Bürgerrechtler:innen, die sich hauptsächlich aus den Bereichen Kirche, Wissenschaft und Kunst rekrutierte und die von der Stasi überwacht und verfolgt wurde, begann laut und deutlich öffentlich das zu artikulieren, was große Teile des Volkes insgeheim dachten. Mit ihren Forderungen nach Einhaltung der Menschenrechte, nach Transparenz, Umweltschutz, Demokratisierung und Rede- und Reisefreiheit wurden die Bürgerrechtler:innen zum Sprachrohr des Volkes. Die am 9. Oktober 1989 stattfindende Montagsdemonstration, die von engagierten Pfarrern in Leipzig organisiert wurde, wird heute von Historiker:innen als Wendepunkt in der Geschichte der DDR betrachtet. Denn trotz der Gefahr eines militärischen Eingreifens gingen erstmals zehntausende Bürger:innen freiwillig und friedlich mit Kerzen auf die Straße. Die Berliner Mauer, die völlig unerwartet am 9. November 1989 fiel, war so Wochen zuvor in den Köpfen der Menschen bereits gefallen. Johannes Kaup zeigt 35 Jahre später in einem Rückblick die wesentlichen Schritte zur Befreiung von der Diktatur und den Beitrag, den mutige Gläubige und Kirchen dazu geleistet haben. _ Gestaltung: Johannes Kaup

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