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Do, 10.10.2024 | 09:05-09:30 | Ö1

Radiokolleg

Schon im Alten Testament wird in den Büchern Hiob und Jesaja der Mund als Hölle im Rachen beschrieben. "Aus dem Höllenrachen wird dann irgendwann ein menschliches Maul", erklärt die Kunsthistorikerin Uta Ruhkamp. Auch die "Bocca della verità", der Mund der Wahrheit, eine bekannte Sehenswürdigkeit in Rom, gehört in diese Kategorie: eine Art antiker Lügendetektor ist das, sagt sie. Wer seine Hand in das Maul des marmornen Gesichts steckt und dabei die Unwahrheit spricht, dem wird sie abgebissen, so erzählt die Legende. Das Orale zieht sich von ihren Anfängen bis in die Gegenwart der Kunst. Gemälde, Skulpturen und Grafiken von Hieronymus Bosch, Jan Steen, Pieter Bruegel d.Ä. und Albrecht Dürers Werke machen den Anfang. Bruegel mit seinem Kupferstich zur "Versuchung des Heiligen Antonius". Die Darstellung beschwört eine sündhafte Welt herauf: Im Mittelpunkt des Bildes liegt ein riesenhafter Kopf, aus dessen Mund eine lange Zunge herausragt. Dadurch wird der Blick in den Mundraum frei, in dem sich ein Mann, offenbar ein Mönch, irdischen Freuden hingibt. Szenen, die an Bilder von Hieronymus Bosch erinnern. Aber auch Künstlerinnen und Künstler der Gegenwart wie Birgit Dieker, Vivian Grêven und Benjamin Houlihan erzählen über ihre Arbeiten, den Werken des Oralen.

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