Spielräume

Auf den ersten Blick wirkt der Albumtitel "Manos Panamericanos" wie schlechtes Spanisch, denn die Hand (la mano) ist schließlich auch im Spanischen weiblich, es müsste also "Manos Panamericanas" heißen. Doch genau das ist Teil eines bewussten sprachlichen Vexierspiels, denn "mano" ist in vielen Ländern Lateinamerikas auch die umgangssprachlich verkürzte Form von Bruder (el hermano) im Sinne von Kumpel, so auch in Venezuela. Dort war Larry Bellorín zuhause, bevor er sich 2016 zur Emigration in die USA entschloss, um der katastrophalen wirtschaftlichen Situation seines Landes und der politischen Willkür des Regimes von Nicolás Maduro zu entkommen. Der einst vielbeschäftigte Multiinstrumentalist und Musikschulgründer schlug sich in den USA als Bauarbeiter durch. Doch ein glücklicher Zufall brachte Larry Bellorín mit Joe Troop aus North Carolina zusammen, der zuvor jahrelang als Musiker und Bandleader in Argentinien gelebt hatte und mit vielen Musiktraditionen Lateinamerikas ebenso vertraut ist wie mit der Folk- und Bluegrassmusik seiner Heimatregion. Seither sind sie als "Larry & Joe" musikalisch aktiv _ als Duo panamerikanischer Brüder, die sich musikalisch die Hände reichen und in Spanisch und Englisch, mit Banjo und Harfe, mit Fiddle und Cuatro, mit Gitarre und Kontrabass und auf sehr stimmige Weise die Musiktraditionen der Appalachen und die des Orinoco-Beckens zusammenführen. "Manos Panamericanos" ist ihr zweites Album und wurde am 13. September veröffentlicht.