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Di, 02.07.2024 | 09:45-10:00 | Ö1

Radiokolleg

Von den Siebzigern bis in die Neunziger des vergangenen Jahrhunderts blühte die Branche der Popkritik in gedruckter Form. In London war das Erscheinen von Blättern wie NME und Melody Maker ein wöchentliches Ereignis, eine gute _ oder schlechte _ Kritik konnte über Bandkarrieren entscheiden. In Deutschland wiederum pflegte man elitäre Erklärungsmodelle intellektueller Art. Die Schreiber (sie waren fast immer Männer) genossen große Macht über die Erzählung und Erklärung der Popkultur und missbrauchten diese auch weidlich. Die Beziehungen zwischen Bands und Kritiker*innen waren komplex und reichten von körperlicher Gewalt bis zu gegenseitiger Inspiration. Sittenbild einer toxischen Branche: Wer den Niedergang des Musikjournalismus bedauert, muss sich also auch an dessen Schattenseiten erinnern.

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