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Mo, 15.07.2024 | 09:45-10:00 | Ö1

Radiokolleg

Im Jänner 2017 hat das Radiokolleg eine Langzeit-Serie zur Geschichte der österreichischen Popmusik gestartet. Von Ambros bis Qualtinger, von Danzer bis Yasmo wird das Leben und Werk einzelner Musiker:innen und Bands dokumentiert, ihre Bedeutung für die österreichische Musiklandschaft reflektiert und ihr Beitrag zu einer kritischen Gegenkultur gewürdigt."Bierzeltgott", "Charts-Gigant", "Apres-Ski-König": Superlative wie diese flankieren seit 25 Jahren die Karriere des 1971 in Tirol geborenen Gerry Friedle alias DJ Ötzi. 1999 gelang dem gelernten Koch, DJ und Karaoke-Sänger mit dem Partyschlager "Anton aus Tirol" der Durchbruch. Der Eigenlob-Evergreen ("Ich bin so schön, ich bin so toll") hielt sich 75 Wochen in den österreichischen Charts und stürmte auch in Deutschland, Belgien und den Niederlanden die Hitparade. Der große Erfolg des Mitgröl-Hits war aber alles andere als abzusehen: vor DJ Ötzi versuchten sich gleich 14 Interpreten erfolglos an der 1989 geschriebenen Kabarettnummer, Schlagerstar Hansi Hinterseer lehnte ab. Auch in weiterer Folge bewies DJ Ötzi ein sicheres Händchen für Apres-Ski- und Wiesn-Hits: "Hey Baby" _ eine Coverversion des gleichnamigen "Dirty Dancing"-Klassikers von Bruce Channel aus dem Jahr 1961 _ eroberte sogar in Großbritannien und Australien die Charts. Seinen allergrößten Erfolg feierte DJ Ötzi zusammen mit dem deutschen Schlagerstar Nik P: ihre 2007 veröffentlichte Ballermann-Ballade "Ein Stern" hielt sich ganze 42 Wochen in den Top 10 der deutschen Single-Charts, ein Rekord, der erst 2023 von Udo Lindenberg und Apache 207 mit "Komet" gebrochen wurde. Mit 16 Millionen verkaufter Tonträger, acht Amadeus-Awards und zahlreichen Nummer-Eins-Hits war DJ Ötzi lange Zeit der erfolgreichste Musiker Österreichs, bis ihn der aus Wien-Fünfhaus stammende Rapper Raf Camora vom Thron gestoßen hat. Die Karriere als millionenschwerer Entertainer war für den passionierten Elvis-Fan (seine 2002 geborene Tochter heißt in Anlehnung an Elvis' Tochter Lisa Maria) allerdings nicht vorgezeichnet: Gerry Friedle wuchs bei einer Pflegefamilie und später bei seinen Großeltern im Ötztal auf. Als Kind litt er an Epilepsie, riss mit 16 von zuhause aus, wurde obdachlos und alkoholkrank. Auch während seines Höhenflugs musste Friedle immer wieder Rückschläge einstecken: auf eine Krebserkrankung folgten Burnout, Hörsturz und Depressionen. Geholfen haben ihm seine Familie, sein Glaube an Jesus und die Musik: Uh Ah!

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