Radiokolleg

Einst machte der Pop-Journalismus aus Musiker:innen mythische, außerweltliche Figuren. Man kreierte Stars, bloß um sie ein paar Wochen später _ oft brutal _ wieder vom Sockel zu reißen. Heute scheint das obsolet: Wer braucht Kritiker:innen, wenn man direkt zu seinen Fans sprechen kann? Kein Wunder, dass die Künstler:innen sich von den Gatekeepers lossagten, sobald sich die Eigenwerbung durch soziale Medien als Alternative anbot. Wieso sich der Kritik aussetzen, wenn man via Instagram oder TikTok selbst die Message kontrollieren kann? Doch die distanzlose, parasoziale Beziehung aktueller Popstars zu ihren Fans erzeugt gegenseitige Abhängigkeiten mit bedenklichen Konsequenzen. So beansprucht die globale Community der Swifties ein Mitspracherecht, wenn Taylor Swift sich ihren privaten Lebenspartner aussucht. Die Drohung mit Follower:innen-Boykott wird zum erpresserischen Machtmittel der Fangemeinde über ihr Idol.