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Mi, 03.07.2024 | 03:50-04:39 | ARTE

28 Minuten

Magazin, F 2024

Pierre Rosanvallon untersucht die Hintergründe der Demokratiekrise "Was die Leute auf die Straße getrieben hat, ist vor allem das Gefühl, von den Regierenden missverstanden und verachtet zu werden. Daher der Hass auf [Emmanuel] Macron, der bei vielen tief verwurzelt ist." Das sagte Pierre Rosanvallon der Wochenzeitung Nouvel Obs im Jahr 2021 in einem Interview über die Gelbwesten-Bewegung. Im selben Jahr veröffentlichte der Ideenhistoriker, Soziologe und ehemalige Weggefährte der Gewerkschaft CFDT ein Buch mit dem Titel "Les épreuves de la vie" (Dt.: Die Prüfungen des Lebens), in dem er vor der Entfernung der Eliten vom Rest der Bevölkerung warnte. Um auf die Krise der Demokratie zu reagieren und den Sieg der extremen Rechten zu verhindern, forderte er, sich nicht nur mit Statistiken, sondern auch mit der Wahrnehmung der Menschen über ihre Situation zu befassen. Drei Jahre später scheint ein Wahlsieg des rechtsextremen Rassemblement National wahrscheinlicher denn je. Wer trägt die Verantwortung für die aktuelle Krise? Ist die französische Demokratie dauerhaft geschädigt? Pierre Rosanvallon ist heute in unserer Sendung zu Gast. Zeigt sich Rassismus in Frankreich immer offener? "Verpiss dich! Wegen Leuten wie dir sind wir aus den Sozialwohnungen ausgezogen! Wir machen, was wir wollen. Wir sind hier zu Hause. [...] Geh zurück in deine Hütte!" Mit diesen Worten beschimpfte ein Ehepaar, beide RN-Sympathisanten, eine dunkelhäutige Nachbarin in einer Reportage der Sendung Envoyé spécial, die letzte Woche auf France 2 ausgestrahlt wurde. Wenige Tage vor der ersten Runde der Parlamentswahlen berichten die Medien immer häufiger von rassistischen Vorfällen. Ist dies als Ausdruck eines enthemmten systemischen Rassismus zu werten? Am Donnerstag wurde der Jahresbericht der CNCDH (Commission nationale consultative des droits de l'homme) über die Bekämpfung von Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit veröffentlicht. Darin wird ein Anstieg aller gemeldeten rassistischen Handlungen um 32 % und der antisemitischen Handlungen um 284 % im Vergleich zu 2022 festgestellt. Die Berichterstatter sind der Ansicht, dass es durchaus einen Antisemitismus des linken Lagers gibt, dieser aber "nicht mit dem bei den extremen Rechten zu beobachtenden Antisemitismus vergleichbar" ist. Ein weiterer aussagekräftiger Indikator ist die rückläufige Entwicklung des Index der Toleranz gegenüber allen erfassten Minderheiten. Werden rassistische und fremdenfeindliche Handlungen von der französischen Gesellschaft zunehmend hingenommen? Welche Verantwortung tragen die Politiker, die sozialen Netzwerke und die Medien? Trägt die Normalisierung des RN zu dieser Entwicklung bei? Und zum Abschluss der Sendung zeigen wir Ihnen die interessanten und humorvollen Beiträge von Xavier Mauduit und Marie Bonnisseau.

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