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Di, 02.07.2024 | 09:45-10:00 | Ö1

Radiokolleg

Nicht allzu bekannt ist, dass die Mütter der Popkritik ursprünglich oft weiblich waren, schließlich war die Hitparade lange in Klatschspalten und Teenie-Heftchen aufgehoben. Erst mit der Etablierung von Rockmusik als "ernsthafter" Kunstform übernahmen die männlichen Geschmackspolizisten die Macht, auf den Seiten von Publikation wie dem Rolling Stone, New Musical Express oder Melody Maker in Ungnade gefallene Bands zu vernichten _ murder on the dancefloor. Britische Journalisten wie Jon Savage oder Pete Paphides waren selbst Teil der beinahe ausgestorbenen Zunft des Rock-Kritikers und erinnern sich heute an die Gepflogenheiten der prädigitalen Vergangenheit, als Bands noch existenziell vom guten Willen der Kritik abhängig waren. Ein Machtgefälle, das naturgemäß auch allerhand Missbrauch und Korruption mit sich brachte. Sittenbild einer toxischen Branche: Wer den Niedergang des Musikjournalismus bedauert, muss sich also auch an dessen Schattenseiten erinnern.

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