Rocketman

Der kleine pummelige Reginald Dwight hat’s nicht leicht – sein Vater ist nach dem Krieg ein emotionales Wrack und interessiert sich nicht für ihn und seine Mutter Sheila (Bryce Dallas Howard) ist stylisch, aber versucht vorrangig und nicht ganz zu Unrecht, auf sich selbst zu schauen. Doch Reginalds Oma Ivy (Gemma Jones) finanziert ihm die Klavierstunden und damit den Weg aus der Vorstadt: Später wird Reginald (sensationell auch samt eigener Gesangsstimme: Taron Egerton, „Kingsmen“) mit Songschreiber Bernie Taupin (Jamie Bell) der Welt kongenialstes Duo seit Lennon/McCartney bilden und unter dem Künstlernamen Elton John die Bühnen und die Charts dieser Welt im Sturm erobern, bis ihn der grenzenlose Genuss von allen Drogen, die der Mensch bislang erfunden hat, an den Rand des Abgrunds treibt … Wie kann man aus der aberwitzigen Biographie von Elton John einen Film machen? Genauso: Mit Tonnen von Glitter, Federkostümen und Pailletten-Irrsinn und mit Mut zu viel Gefühl. Die berühmten Songs verbinden als Musical-Struktur die emotionalen Höhepunkte mit ziemlich legendären Tanzszenen (vermutlich die einzige Bahre-zur-Rettung-Tanzeinlage der Filmgeschichte), erzählen vom Werdegang eines schüchternen Burschen, dem ersten Backstage-Kuss mit einem schwarzen Soul-Musiker, seiner ersten Beziehung zu seinem attraktiven Anwalt (Richard Madden, „Game of Thrones“) und seiner ewigen Freundschaft zu seinem Schreibpartner Bernie Taupin samt Höhen, Tiefen und blitzbuntem drogeninduziertem Größenwahn. Was für ein Film. Achtung große Ohrwurm-Gefahr. Ob man Elton-John-Fan ist, ist irrelevant: Wer hier nicht schunkelt, heult und mitsingt, hat kein Herz.